Das Neubauprojekt in Kürze

Jetzt soll die Christuskirche endlich die Orgel bekommen, die sie eigentlich schon immer hätte haben sollen. Diesmal in qualitativ hochwertiger Ausführung – ein Jahrhundertwerk. Glücklicherweise sind auch noch einige originale Pfeifen von 1867 vorhanden und können als Basis einer neuen Orgel verwendet werden. Außerdem wissen wir nicht nur, wie die Orgel von 1867 geklungen hat – wir wissen auch, wie sie eigentlich hätte klingen sollen, wenn die Gemeinde damals finanziell mehr Spielraum gehabt hätte. Nach den gewaltigen Ausgaben für den Kirchenbau wurde 1867 nämlich nur mehr ein Instrument realisiert, das sich kaum zum konzertanten Einsatz verwenden ließ.

Aufbauend auf der originalen (und der ursprünglich geplanten) Disposition der Orgel wird die kleine, aber feine, deutsche Orgelbaufirma Lenter unter Verwendung der noch vorhandenen Originalpfeifen einen Neubau schaffen, der die ursprüngliche Konzeption der Orgel aufgreift und weiterführt. Am äußeren Erscheinungsbild der Orgel wird sich dadurch wenig ändern, das originale, denkmalgeschützte, Gehäuse bleibt erhalten. Nur der Spieltisch wird wieder sein ursprüngliches Erscheinungsbild bekommen, der Organist damit wieder erhöht und mit Blick zum Altar sitzen. Das Innenleben wird aber komplett umgebaut und in Zukunft fast den gesamten Raum hinter dem Orgelprospekt füllen.

Draufsicht auf die neue Orgel

Die Konzeption der neuen Orgel

Wir bauen etwas, was im Orgelbau außerordentlich selten ist: eine romantische, mechanische Kegelladenorgel. Dieser Orgeltyp wurde hauptsächlich in einer kurzen Zeit von etwa 1840 bis 1880 gebaut, Neubauten gibt es heute nur ganz wenige. Es war die Zeit, in der man mit der Orgel das Symphonieorchester nachzuahmen begann und einen gegenüber dem Barock neuen, warmen, gefühlvollen Klang anstrebte.

Im Orgelbau des 20. Jahrhunderts dominiert demgegenüber wieder der barocke Orgelklang, hell und klar, technisch meist mit sogenannten Schleifladen umgesetzt. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden wegen dieser Vorliebe für den barocken Orgelklang sogar vielerorts ohnehin seltene romantische Orgeln gegen neobarocke ausgetauscht – so eben auch in der Christuskirche.

Der warme, bauchige, kraftvolle Klang der romantischen mechanischen Kegelladen-Orgeln ist daher nur mehr ganz selten zu hören, in der Stadt Salzburg gibt es bisher kein solches Instrument.

Durch den geschickten Einsatz pneumatischer „Transmissionen“ können einzelne Register auf verschiedenen Manualen gespielt werden – damit vervielfachen sich die Kombinationsmöglichkeiten und die Orgel wird sich größer anfühlen, als sie wirklich ist.

 

Kegelventile der Fa Lenter
Kegelventile in der Werkstatt Lenter
Zungen eines Physharmonika-Registers der Firma Lenter

Eine Besonderheit des Orgelbaus der Romantik waren die sogenannten „Physharmonika“-Register, die eine sehr besondere dynamische, an Druckwindharmonien erinnernde Klanglichkeit ermöglichten. Daher wird auch die neue Orgel der Christuskirche mit einem solchen Register ausgestattet – wie es im größeren Entwurf Steinmeyers für die ursprüngliche Orgel auch vorgesehen gewesen wäre.

Ein besonders „Schmankerl“ der neuen Orgel und etwas „fürs Herz“ wird der „Zimbelstern“ sein, ein sogenanntes „Effektregister“, in unserem Fall aus 6 gestimmten Klangschalen bestehend, das über den Orgelklang einen glitzerndes Glöckchenläuten zu legen vermag. Der klassische Einsatz dieses Registers kommt beim Lied „O du fröhliche“ am Heiligen Abend, es kann aber auch etwa Hochzeiten noch romantischer machen…

In Zukunft sollen romantische Kirche und romantische Orgel in der Christuskirche wieder eine Einheit bilden

Die Geschichte der Orgel

Als die Christuskirche sich im Jahr 1867 ihrer Vollendung näherte, waren die finanziellen Mittel der Gemeinde weitgehend erschöpft. Beauftragt wurde die damals noch junge Orgelbaufirma Steinmeyer (D-Oettingen) daher auch nicht mit der angebotenen Orgel mit 21 Stimmen, sondern mit einer reduzierten Version von 15 Registern, die dann auch als Opus 66 als romantische Kegelladenorgel mit mechanischer Traktur gebaut wurde.

Aus den dazu vorhandenen Unterlagen lässt sich ablesen, dass die ursprüngliche Konzeption einer etwas größer disponierten Orgel aufgrund der – nach dem Kirchenbau – nur mehr unzureichend vorhandenen finanziellen Mittel der Gemeinde lediglich in reduzierter Form ausgeführt werden konnte. Dieses Instrument eignete sich zwar für die musikalische Ausgestaltung der Gottesdienste, als Konzertinstrument war die Orgel jedoch nur sehr bedingt verwendbar. Dennoch hat die Gemeinde mit diesem qualitativ zweifellos hochwertigen Instrument (die Qualität lässt sich an anderen heute noch erhaltenen Steinmeyer-Orgeln dieser Zeit ablesen) mehr als hundert Jahre das Auslangen gefunden. An der Orgel wurden in diesem Zeitraum keine wesentlichen Veränderungen vorgenommen, lediglich der Metallbedarf des ersten Weltkrieges erforderte den späteren Ersatz eingeschmolzener Pfeifen und kleinere Umbauten sollten wohl schon einen etwas „barockeren“ Klang erzeugen.

Orgeldisposition 1867
Angebot der Firma Steinmeyer 1866
So wurde in den 70ern gebaut

Die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts waren dann eine Blütezeit der Kirchenmusik in der Evangelischen Pfarrgemeinde Salzburg, mit der umfangreichen kirchenmusikalischen Aktivität ergab sich auch der Wunsch nach einer Orgel, die auch konzertant besser nutzbar wäre. Mit dem Um- und Ausbau der Orgel wurde eine Firma beauftragt, die den Kernbestand der Steinmeyer-Orgel weitgehend entfernte und etliche Pfeifen(register) der alten Orgel und einer alten Mozarteums-Orgel sowie den Prospekt des vorhandenen Orgelgehäuses für den Neubau einer Schleifladenorgel mit 28 Registern verwendete, welcher 1979 abgeschlossen wurde und entgegen dem ursprünglich romantischen Klangbild jetzt barockisierenden Klangidealen folgte.

Leider erfolgte dieser Neubau in erbärmlich schlechter Qualität, beispielsweise die Verwendung von Heizungsschläuchen für die Windzufuhr dürfte im Orgelbau ein Unikat gewesen sein, 28 Register wurden in den Raum von 16 gepresst. Schon 20 Jahre (!) nach dem Bau kam ein Gutachten zum Schluss: Eine Restaurierung dieser Orgel ist wirtschaftlich und inhaltlich nicht vertretbar, ein Neubau notwendig. Für die Gemeinde war allerdings zunächst der Umbau des alten Pfarrhauses zum Evangelischen Zentrum vorrangig, nach dem Abschluss dieses Bauprojekts wurden dann schon bald die Planungen für die Orgel in Angriff genommen, ein Orgelausschuss erarbeitete die inhaltliche Konzeption für den Neubau unter Aufnahme der Konzeption der ursprünglichen Orgel. Aber erst die Unterstützungszusagen durch Stadt und Land Salzburg im Jahr 2020 machten die Umsetzung des großen Projekts möglich.

Orgelmotor auf seinem Vorgänger
Der aktuelle Orgelmotor auf seinem Vorgänger